08.08.2016

Die neue Vielfalt der Quartalsmitteilungen

Einige Unternehmen nutzen die Quartalsmitteilung für innovative Umsetzungsformen – vom News-Format bis zur zahlenorientierten Folienlösung.

Flexiblere Lösungen mit weniger Publikationsaufwand: Eines der wesentlichen Ziele des Gesetzgebers bei der Umsetzung der neuen Börsenordnung war es, die unterjährige Berichterstattung für börsennotierte Unternehmen zu vereinfachen. Ein erster Blick auf die ersten vorgelegten Quartalsmitteilungen 2016 zeigt jedoch, dass viele Unternehmen seit der Regulierung nicht nur den Berichtsumfang deutlich abgespeckt haben. Der neue Spielraum wird auch für innovative Darstellungsformen genutzt. Wir stellen ausgewählte Beispiele vor.

Die Minimalisten: maximale Reduktion

Einige Unternehmen nutzen die neue Regelung, um drastisch zu reduzieren. Ihre Quartalsmitteilung enthält nunmehr ausschließlich die gesetzlichen Pflichtvorgaben. Auf bisher vorgesehene Inhalte und Zahlenwerk wird konsequent verzichtet. In den meisten Fällen können Analysten und Investoren sie jedoch auf der Website oder in weiterführenden Dokumenten abrufen.

 

Von 95 auf 6 Seiten: Die Allianz hat ihre Quartalsmitteilung 1/2016 im Vergleich zum Quartalsbericht 1/2015 deutlich reduziert.

Der Konzern skizziert die wesentlichen Leistungskennzahlen …

… und die finanziellen Eckdaten des ersten Quartals 2016. Auf eine verkürzte Bilanz, Gewinn- und-Verlust-Rechnung sowie Kapitalflussrechnung wird verzichtet.

So kurz wie eine Pressemitteilung: Beiersdorf wickelt seine Berichterstattung zum ersten Quartal 2016 auf vier Seiten ab.

Im Fokus stehen die Umsatzentwicklungen des Konzerns und der Unternehmensbereiche.

Die Information zur Vermögens- und Finanzlage enthält das geforderte Minimum: keine wesentlichen Veränderungen im Vergleich zu Q4/2015.

Die Zahlenliebhaber: Quartalsbericht als Chart

Optimiert für die Ansicht am Bildschirm gestalten Osram und Evotec ihre erste Quartalsmitteilung 2016 im Chartformat. Beide Unternehmen nutzen dabei stark die Möglichkeit von Diagrammen und Tabellen in Verbindung mit kurzen Stichpunkten. Im Vergleich zu den Minimalisten berichten sie deutlich umfänglicher.

PowerPoint-Anmutung: Das Chartformat der Osram-Quartalsmitteilung beginnt bereits mit der Titelfolie.

Auf insgesamt 20 Seiten bilden 17 Diagramme und 12 Tabellen die finanzielle Entwicklung des gesamten Konzerns …

… und der einzelnen Unternehmensbereiche ab. Kommentare erläutern die Entwicklungen stichpunktartig.

Evotec fasst anfangs die sogenannten „Highlights und Lowlights“ des abgelaufenen Quartals zusammen …

… um anschließend mittels Diagrammen und Tabellen in die Tiefe zu gehen.

Obwohl nicht gefordert (da keine wesentlichen Abweichungen von der letzten Prognose), wird die Prognose 2016 kurz zusammengefasst – auch in Tabellenform.

Im Anhang sind weiterführende Kennzahlen wie die Konzernzwischenbilanz, die Gewinn- und-Verlust-Rechnung und Kapitalflussrechnung als Tabellen zu finden.

Die Kreativen: News-Format

Einen ganz neuen Weg hat im ersten Quartal dieses Jahres die Phoenix Solar AG gewählt. Ihre vierseitige Quartalsmitteilung ist im Zeitungsstil aufgemacht.

Die inhaltlichen Bestandteile der Quartalsmitteilung sind wie Artikel einer Zeitung aufgebaut und angeordnet.

Kerninhalt der Quartalsmitteilung, der Finanzüberblick, ist in einer Kombination aus Fließtext und Tabellen sowie Diagrammen umgesetzt.

Darüber hinaus nutzt die Phoenix Solar AG das Format, um weitere relevante „News“ aus dem Unternehmen in Kurzform zu präsentieren.

Konsequent im News-Format veröffentlicht das Unternehmen zur Quartalsmitteilung auch ein Impressum.

Innovationsfreude im Dienst des Lesers

Die anfängliche Verwirrung nach der gesetzlichen Bekanntgabe, die vielerorts spürbar war, ließ zunächst vermuten, dass die meisten Unternehmen noch sehr zurückhaltend mit der neuen Freiheit umgehen würden. Die Realität nach dem ersten Quartal 2016 zeichnet jedoch ein anderes Bild: Viele Unternehmen begrüßen die Flexibilität der Quartalsmitteilung und widmen sich dem neuen Format mit Innovationsfreude. Dass die Umsetzungsformen dabei sehr individuell ausfallen, ist überraschend, aber keinesfalls negativ. Vielmehr haben die Unternehmen nun die Möglichkeit, ihre unterjährige Finanzkommunikation im Dienst des Lesers adressgenau zu verpacken – sei es im Hinblick auf den Informationsumfang oder auch die Gestaltung.