01.08.2016

Quartalsmitteilung: Weniger ist mehr

Aktuelle Studie zeigt: Fast jedes zweite Unternehmen der wichtigsten Aktienindizes nutzt im ersten Quartal 2016 die reduzierte Berichtsform.

Die neue Börsenordnung zur Erstellung von Quartalmitteilungen eröffnet Unternehmen einen größeren Spielraum für ihre unterjährige Finanzkommunikation. Doch nutzen Unternehmen die neuen Freiheiten der minimierten Mitteilungspflicht? Oder berichten sie weiterhin vollumfänglich? Der DIRK (Deutscher Investor Relations Verband e. V.) hat gemeinsam mit der Technischen Universität Darmstadt die Q1-Berichterstattung 2016 von 160 Unternehmen aus dem DAX, MDAX, SDAX und TecDAX ausgewertet. Ein Vergleich zur Q1-Berichterstattung im Vorjahr liefert einen ersten Stand im Umgang mit den neuen Regularien.

Berichtsanalyse Q1/2016 – die wichtigsten Erkenntnisse:

  • 43 Prozent der Unternehmen entschieden sich für die neue Form der Quartalsmitteilung.
  • Am deutlichsten vollziehen Unternehmen aus dem TecDAX den Weg zur Quartalsmitteilung. In den anderen Indizes überwiegt derzeit noch der traditionelle Quartalsbericht, am stärksten im DAX.
  • Vorreiter: Die Versicherungsbranche ist besonders innovationsfreudig. Alle Unternehmen berichten per Quartalsmitteilung. Telekommunikations- und Automobilbranche sind hingegen die stärksten Verfechter des klassischen Berichts.
  • Deutlich gekürzt: Mit der Wahl für das Format Quartalsmitteilung reduziert sich auch der Umfang erheblich. Im Gesamtschnitt um 53 Prozent, im DAX sogar um 66 Prozent (jeweils gemessen an der Seitenzahl).
  • Die Quartalsmitteilung umfasst im Schnitt etwa 16 Seiten.
  • Legen Unternehmen weiterhin einen Quartalsbericht vor, bleibt der Seitenumfang im Vergleich zum Vorjahr nahezu unverändert – einzige Ausnahme ist hier der DAX mit einem Rückgang von 13 Prozent.
  • Trotz reduzierter Umfänge hat sich das Veröffentlichungstempo nicht verändert.    
  • Zahlenwerk: Auch Tabellen und insbesondere Diagramme werden in geringerem Maß eingesetzt als bislang.
  • Inhaltlich gekürzt wird vor allem in der Segmentberichterstattung, insbesondere im SDAX. Auf die verkürzte Bilanz, die verkürzte Gewinn-und-Verlust-Rechnung und die Kapitalflussrechnung verzichten nur einzelne Unternehmen.

 

 

Vom Bericht zur Mitteilung: Im DAX geht dieser Weg mit einer Reduktion der Seitenzahl um 66 Prozent einher.

Fazit: erste Schritte eines Umbruchs

Bereits im ersten Quartal 2016 haben viele Unternehmen die neuen Möglichkeiten der reduzierten Quartalsberichterstattung genutzt. Beinahe jedes zweite Unternehmen hat sich vom klassischen Quartalsbericht gelöst und veröffentlicht eine Quartalsmitteilung. Mit diesem Schritt geht eine deutliche Reduktion des Umfangs einher. Abzuwarten bleibt, ob sich dieser Trend weiter fortsetzt und auch jene Unternehmen erfasst, die bislang noch an der alten Veröffentlichungsform festhalten. Offen ist aktuell auch, ob sich die teilweise noch erheblichen Branchenunterschiede angleichen werden.

Relevant für die weiteren Entwicklungen wird sicher auch die Reaktion der Investoren und Analysten sein. Eine erste – nicht repräsentative – Umfrage des DIRK unter Analysten gibt hier bereits einen positiven Ausblick: Mehr als 90 Prozent der Befragten vermissten in der Q1-Berichterstattung 2016 keine Informationen. Vier von zehn der Befragten bewerteten den Inhalt der Q1-Finanzinformationen hingegen als relevanter oder deutlich relevanter als im Vorjahr.